Konzept

Komplexes (entwicklungs-)neurologisches Konzept

Für jeden Patienten wird in unserer Praxis ein individuelles und komplexes (entwicklungs-)neurologisches Konzept entwickelt.

Unter Komplextherapie verstehen wir die sinnvolle Verknüpfung und Verwendung unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen und Techniken. Grundlage hierfür ist die ärztliche Diagnose bzw. das Anliegen des Patienten / der Angehörigen in Verbindung mit dem in der Praxis erhobenen therapeutischen Befund.

Die Befunderhebung zu Beginn und im Verlauf der Behandlung(en) erlaubt nicht nur die Analyse der (sensomotorischen) Probleme, sondern insbesondere des individuellen Entwicklungspotentials unserer Patienten.

Leitfaden für die Behandlung ist die Orientierung an der normalen kindlichen Bewegungsentwicklung. Wir gehen davon aus, dass diese dem Menschen die notwendigen Voraussetzungen für gesunde Körperstrukturen und ein optimal funktionierendes Zentralnervensystem (ZNS) bietet. Dies gilt auch im Falle einer Schädigung der Strukturen des Körpers und/oder des ZNS. Daher bestimmt sie unseren Blickwinkel bei der Befunderhebung und ist eine wichtige Grundlage für Planung und Aufbau der Bewegungstherapie.

Jede Bewegung wird durch die Funktionsweise des ZNS bestimmt, umgekehrt bedingt die (Verarbeitung der Sinneseindrücke bei der) Bewegung auch die Struktur und Funktion des ZNS. Dieses ist von seiner Entstehung an form- und veränderbar, um sich an wechselnde Lebensbedingungen anpassen zu können. Diese Eigenschaft bezeichnet man als Plastizität. Die Plastizität ermöglicht Reparatur- und Neubildungsprozesse auch nach Schädigungen des Körpers und/oder des ZNS.

Sensomotorische Funktionen, d.h. die Kontrolle über den eigenen Körper und seine Bewegungen wieder zu gewinnen bzw. neu zu organisieren ist ein Ziel unserer therapeutischen Intervention. So werden der Patient und seine Angehörigen durch die Therapie unterstützt, um mehr Lebensqualität zu gewinnen.

Für die individuelle Therapiegestaltung ist über die normale Bewegungsentwicklung hinaus die sensomotorische Bewegungsanalyse ein wichtiger Pfeiler. Durch sie können Besonderheiten der Wahrnehmungsverarbeitung, der Bewegungskontrolle und der Körperstrukturen berücksichtigt und im Verlauf der Therapie positiv beeinflusst werden. Die Bewegungsanalyse erlaubt die Vermittlung des therapeutischen Ansatzes gegenüber dem Patienten und dient als Grundlage für den interdisziplinären Austausch.

Im Verlauf der Behandlung finden unterschiedliche therapeutische Konzepte, Maßnahmen und Techniken Anwendung. Deren Wahl, Zeitpunkt und Dauer ergeben sich jeweils aus der individuellen Entwicklung des Patienten in seinem Umfeld.

Wir integrieren in unsere Behandlung als sinnvoll erachtete therapeutische Maßnahmen der Physiotherapie im Allgemeinen und speziell des Bobath-Konzepts, der Sensorischen Integration (SI) und der Arbeit auf dem großen Therapieball.

Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Patienten und ihren Angehörigen. Der Therapeut kann Impulse geben, die Umsetzung und Automatisierung neuer oder wiedergewonnener Bewegungsabläufe ist von der Durchführung durch den Patienten abhängig. Häufig ist dies nur durch eine konkrete Hilfestellung der Angehörigen möglich. Die erforderliche Anleitung Angehöriger für die Umsetzung im Alltag erfolgt im Rahmen der Therapie, ohne sie in die Rolle eines Co-Therapeuten zu drängen.

Zur Unterstützung und Umsetzung der therapeutischen Zielsetzungen im Alltag erfolgt bei Bedarf die Erprobung, Anpassung und Anleitung zur Nutzung von Hilfsmitteln. Die Versorgung mit Hilfsmitteln wird durch eine enge Zusammenarbeit mit Rehafachberatern und Orthesentechnikern ermöglicht.

Dieses komplexe und flexible Therapiekonzept erlaubt uns, sowohl Kurzzeit- als auch Langzeittherapien vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter erfolgreich durchzuführen.